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Zwischen Bildschirmzeit und Selbstregulation: Soziale Medien im Alltag von Jugendlichen

Düsseldorf: Vodafone Stiftung Deutschland (2025), 44 pp.

Contains 18 graphs, bibliogr pp. 43-44

"Soziale Medien sind aus dem Alltag junger Menschen in Deutschland nicht mehr wegzudenken: Ein großer Teil (69 %) der Jugendlichen verbringt mehr als die vom Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit empfohlenen zwei Stunden täglich am Bildschirm (vgl. BIÖG, o. D.). Davon weisen 27 % eine tägliche Bildschirmzeit von fünf Stunden oder mehr auf. Darunter häufiger Mädchen (32 %) als Jungen (23 %), ebenso Jugendliche mit formal niedriger oder mittlerer Bildung im Vergleich zu solchen mit höherer Bildung (32 % zu 20 %).
Erstes Smartphone und Regeln im Elternhaus: Jugendliche bekommen ihr erstes Smartphone im Schnitt mit elf Jahren, 72 % der Jugendlichen erhalten es zwischen neun und zwölf Jahren, am häufigsten mit zehn Jahren (28 %). Mit 16 Jahren besitzen fast alle ein eigenes Gerät. In der Hälfte der Haushalte mit Jugendlichen unter 18 Jahre gibt es keine Regeln zur Mediennutzung. Wenn es Regeln gibt, dann meist zeitliche (30 %) oder inhaltliche Begrenzungen (27 %) von bestimmten Apps oder Seiten. Dabei wird häufiger das Gespräch gesucht, als dass Verbote ausgesprochen werden. 57 % der Jugendlichen finden, dass sie selbst über ihren Medienkonsum entscheiden sollten. Zwei Drittel der Befragten (64 %) geben an, dass ihre Eltern über das von ihnen genutzte Plattformangebot informiert seien, und 47 % sagen, ihre Eltern wüssten auch, welche Inhalte sie konsumieren – bei jungen Frauen häufiger (52 %) als bei jungen Männern (42 %).
Soziale Medien und Gefühle: Bei der Nutzung sozialer Medien überwiegen für das Gros der jungen Menschen positive Gefühle wie Freude (83 %), Neugier (81 %) und Entspannung (67 %). Negative Emotionen wie Einsamkeit (37 %), Neid auf andere (34 %) oder Stress (33 %) empfindet etwa ein Drittel. Rund ein Fünftel (21 %) fühlt sich nach der Nutzung sozialer Medien sogar schuldig. Junge Frauen berichten dabei häufiger von negativen Gefühlen als junge Männer. Neben den individuellen Emotionen zeigt sich auch, wie stark soziale Medien mit Gruppenzugehörigkeit und dem Selbstbild verbunden sind.
[...] Funktionen von und Belastungen durch soziale(n) Medien: Soziale Medien dienen Jugendlichen als Plattform für Unterhaltung und Kommunikation, bringen aber auch Ausgrenzung, soziale Vergleiche und digitalen Stress mit sich. Fast alle Jugendlichen (95 %) nutzen soziale Medien zur Unterhaltung. Auch der Austausch mit Freund:innen (85 %) und Inspiration (81 %) spielen eine zentrale Rolle. Die Hälfte (50 %) der Jugendlichen nutzt soziale Medien, um nichts zu verpassen. Gleichzeitig berichten 29 % von sozialem Druck sowie Ausgrenzung und Abwertung (46 %). Junge Frauen berichten häufiger von sozialen Vergleichen als junge Männer (52 % zu 31 %) und geben deutlich öfter an, regelmäßig emotional belastenden Inhalten zu begegnen (46 % zu 27 %).
Selbstregulierung: Strategien für bewusste Nutzung: Die Mehrheit der Jugendlichen schafft es nicht, ihre Nutzung sozialer Medien zu begrenzen: Knapp drei Viertel (73 %) verbringen mehr Zeit damit, als ihnen lieb ist. 56 % würden soziale Medien gern weniger nutzen, schaffen es aber nicht. 61 % geben an, dadurch andere Dinge zu vernachlässigen – bei jungen Frauen liegt dieser Anteil mit 70 % deutlich höher als bei jungen Männern (53 %). Auch wenn es Jugendlichen nach eigenen Aussagen schwerfällt, ihre Nutzungszeit auf den sozialen Medien zu begrenzen, reflektieren 47 % das eigene Nutzungsverhalten regelmäßig. Sie entwickeln Strategien, um ihr Verhalten zu steuern: bestimmte Mitteilungen werden deaktiviert (69 %), das Handy wird bewusst auf „Nicht stören“ gestellt (51 %) oder die sozialen Medien werden während des Lernens gemieden (58 %)." (Zusammenfassung der Ergebnisse, Seiten 4-5)
"Die Studie untersucht den Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und dem mentalen Wohlbefinden von Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren. Im Fokus stehen Umfang, Art und Motive der Nutzung. Zudem wird analysiert, welche Auswirkungen soziale Medien auf das Wohlbefinden und das Lernverhalten von Jugendlichen haben und wie junge Menschen Maßnahmen zur Regulierung und Prävention im schulischen und familiären Umfeld wahrnehmen und bewerten. Im Rahmen der Befragung schilderten die Schüler:innen ihre persönlichen Erfahrungen und Einschätzungen. Die Ergebnisse spiegeln somit subjektive Perspektiven wider und liefern wertvolle Einblicke in die Lebensrealität Jugendlicher. Die Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstitut infratest dimap im Auftrag der Vodafone Stiftung Deutschland durchgeführt. Die Datenerhebung fand in Form einer Online-Befragung (CAWI) zwischen dem 28. April und dem 18. Mai 2025 statt. Sie umfasst 1.046 deutschsprachige Jugendliche im Alter zwischen 14 und 20 Jahren. Die Ergebnisse wurden nach soziodemografischen Merkmalen gewichtet; es handelt sich um eine Quotenstichprobe." (Studiendesign, Seite 41)
1 Nutzungsverhalten und Bildschirmzeit, 10
2 Einstieg in die Smartphone-Nutzung im Kindesalter, 11
3 Spannungsfeld zwischen Unterhaltung und digitalem Stress, 12
4 Emotionale Auswirkungen der Nutzung sozialer Medien, 16
5 Kenntnis von Eltern über die Smartphone-Nutzung ihrer Kinder, 28
6 Herausforderungen bei der Begrenzung der eigenen Nutzung sozialer Medien, 29
7 Strategien zur Selbstregulation, 30
8 Regelsetzung und elterliche Begleitung im Umgang mit sozialen Medien, 31
9 Regelungen zur Smartphone-Nutzung im schulischen Kontext, 32
10 Lernverhalten und soziale Medien, 36