Neue Demokratien - neuer Rundfunk: Erfahrungen mit der Medientransformation in Osteuropa
Münster: Lit (2003), 176 pp.
Series: MARkierungen Beiträge des Münchner Arbeitskreises öffentlicher Rundfunk, 3
ISBN 3-8258-7293-9
Signature commbox: 429:40-Cooperation 2003
"Ohne Verständigung ist die menschliche Koexistenz nicht zu schaffen. Der Aufbau eines kosovarischen Rundfunks, der in Albanisch und Serbisch sendet, wurde zu einer Schicksalsfrage. Bernard Kouchner, Kosovo-Beauftragter der UN, sagte damals: „Ich brauche den Rundfunk. Ich muss mit den Menschen reden können.“ Gründungsbeauftragter des neuen Radiosenders wurde ein pensionierter Rundfunkmann aus Deutschland, Richard Dill, der die ARD von 1965 bis 1996 als Auslandskoordinator in der „EBU – European Broadcasting Union“ vertreten hatte. Er legt seine Erfahrungen aus dem Kosovo nun in einem Buch vor.
Dill musste klein anfangen, mit 40 Mitarbeitern. US Aid, die amerikanische Behörde für Entwicklungs- und Nothilfe, gab kein Geld dazu. An die 1.000 albanische Rundfunkmacher, zuvor von den Serben vertrieben, hofften auf eine Wiedereinstellung. Ihr Sprecher Petar meinte zu Dill: „Wir erlauben nicht, dass du hier sendest. Wir verlangen, dass ihr nach Hause geschickt werdet, und wir unseren eigenen Sender betreiben, wie wir wollen. Serben oder Serbisch wird es bei uns natürlich nicht geben.“ Unmittelbar vor Sendebeginn fragte ihn Dill: „Was ist, wirst du mich morgen in die Luft sprengen?“ Petar: „Weiß ich noch nicht. Bei unserer internen Abstimmung war immer noch die Mehrheit gegen den Programmstart. Aber ich denke, es wird nicht zur Gewaltanwendung kommen.“
Nach zwei Jahren ging RTK in kosovarische Hände über. Monate später kam Richard Dill erneut in den Kosovo, um ein Seminar für Journalisten abzuhalten. Vibrierend vor Empörung seien die Redakteure erschienen, erinnert er sich. Und dass Kouchner eine Zeitung gemaßregelt habe, die einem Serben, der für die UN arbeitete, die Beteiligung an Kriegsverbrechen zugeschrieben hatte. „Wenige Tage später war der Mann erschossen“, schreibt Dill. „Bei den Journalisten keinerlei Betroffenheit, sie hätten doch investigativen Journalismus der Aufklärung betrieben. Für die Folgen sei man nicht verantwortlich.“ Hierin erkennt Richard Dill jedoch einen Fortschritt: „Vor einem Jahr haben sie unsere Seminare schweigend über sich hinwegrieseln lassen. Jetzt reden sie schon mit uns über das, was sie tatsächlich empfinden.“
Richard Dill hat seine ganze Kraft und Erfahrung in den Kosovo eingebracht und im Rückblick ein persönliches und ehrliches Buch geschrieben. Seine Darstellung, wie sich alle Partikularinteressen gegen den unabhängigen Rundfunk richten, ist entmutigend. Seine Tricks aber, mit denen er diesen Rundfunk gegen alle Widrigkeiten durchsetzte, sind anregend und geben Anlass zur Hoffnung." (Rezension von Jürgen Meier-Beer, in: taz, 16.2.2004)
Dill musste klein anfangen, mit 40 Mitarbeitern. US Aid, die amerikanische Behörde für Entwicklungs- und Nothilfe, gab kein Geld dazu. An die 1.000 albanische Rundfunkmacher, zuvor von den Serben vertrieben, hofften auf eine Wiedereinstellung. Ihr Sprecher Petar meinte zu Dill: „Wir erlauben nicht, dass du hier sendest. Wir verlangen, dass ihr nach Hause geschickt werdet, und wir unseren eigenen Sender betreiben, wie wir wollen. Serben oder Serbisch wird es bei uns natürlich nicht geben.“ Unmittelbar vor Sendebeginn fragte ihn Dill: „Was ist, wirst du mich morgen in die Luft sprengen?“ Petar: „Weiß ich noch nicht. Bei unserer internen Abstimmung war immer noch die Mehrheit gegen den Programmstart. Aber ich denke, es wird nicht zur Gewaltanwendung kommen.“
Nach zwei Jahren ging RTK in kosovarische Hände über. Monate später kam Richard Dill erneut in den Kosovo, um ein Seminar für Journalisten abzuhalten. Vibrierend vor Empörung seien die Redakteure erschienen, erinnert er sich. Und dass Kouchner eine Zeitung gemaßregelt habe, die einem Serben, der für die UN arbeitete, die Beteiligung an Kriegsverbrechen zugeschrieben hatte. „Wenige Tage später war der Mann erschossen“, schreibt Dill. „Bei den Journalisten keinerlei Betroffenheit, sie hätten doch investigativen Journalismus der Aufklärung betrieben. Für die Folgen sei man nicht verantwortlich.“ Hierin erkennt Richard Dill jedoch einen Fortschritt: „Vor einem Jahr haben sie unsere Seminare schweigend über sich hinwegrieseln lassen. Jetzt reden sie schon mit uns über das, was sie tatsächlich empfinden.“
Richard Dill hat seine ganze Kraft und Erfahrung in den Kosovo eingebracht und im Rückblick ein persönliches und ehrliches Buch geschrieben. Seine Darstellung, wie sich alle Partikularinteressen gegen den unabhängigen Rundfunk richten, ist entmutigend. Seine Tricks aber, mit denen er diesen Rundfunk gegen alle Widrigkeiten durchsetzte, sind anregend und geben Anlass zur Hoffnung." (Rezension von Jürgen Meier-Beer, in: taz, 16.2.2004)
Als Weißer Jahrgang im besetzten Kosovo, 9
Erste Kontakte: ein abweisendes, aber deutschfreundliches Land, 26
Die UER in der Verantwortung - was ist das für ein Verein? 38
Medienarbeit im Niemandsland - Arm in Arm mit den Vereinten Nationen, 52
Ein Land braucht dringend demokratischen Rundfunk - aber welchen? 64
Stimmen aus der Vergangenheit - ändert sich nie etwas? 81
Planen, überzeugen, entscheiden - können wir doch, oder? 87
Ich will keine Welt, die nur aus Tätern und Opfern besteht, 104
21 Tage können verdammt lang sein, 113
Die Welt ist nicht planbar - trotzdem braucht sie Business-Pläne, 126
Endspurt zum umstrittenen Programmstart, 136
Nachspiele: „Jetzt dürfen wir schreiben, was wir wollen", 153
Deutscher Exportschlager Medienfreiheit - schlecht vermarktet, 156
Anhang: Das leicht verderbliche Gut Rundfunkverfassung, 160
Erste Kontakte: ein abweisendes, aber deutschfreundliches Land, 26
Die UER in der Verantwortung - was ist das für ein Verein? 38
Medienarbeit im Niemandsland - Arm in Arm mit den Vereinten Nationen, 52
Ein Land braucht dringend demokratischen Rundfunk - aber welchen? 64
Stimmen aus der Vergangenheit - ändert sich nie etwas? 81
Planen, überzeugen, entscheiden - können wir doch, oder? 87
Ich will keine Welt, die nur aus Tätern und Opfern besteht, 104
21 Tage können verdammt lang sein, 113
Die Welt ist nicht planbar - trotzdem braucht sie Business-Pläne, 126
Endspurt zum umstrittenen Programmstart, 136
Nachspiele: „Jetzt dürfen wir schreiben, was wir wollen", 153
Deutscher Exportschlager Medienfreiheit - schlecht vermarktet, 156
Anhang: Das leicht verderbliche Gut Rundfunkverfassung, 160